Warum haben manche Uhren einen zusätzlichen Drücker zur Datumseinstellung?

Warum haben manche Uhren einen zusätzlichen Drücker zur Datumseinstellung?

Als ich in einer Uhrenboutique einen Retro-Chronographen in die Hand nahm, fiel mir sofort eine kleine Vertiefung an der Gehäuseseite bei der 10-Uhr-Position auf. Sie war elegant ins Design integriert, sah aber nicht wie ein gewöhnlicher Drücker aus. Zuerst dachte ich an ein Heliumventil, doch es sah ganz anders aus. Durch meinen beruflichen Hintergrund in der Elektronik dachte ich sofort an einen Reset-Knopf – aber das hier war ein mechanisches Uhrwerk. „Wofür ist das?“, fragte ich mich – und als ich es herausfand, wurde mir bewusst, wie viel Geschichte in so einem kleinen Detail stecken kann.

Dieser unscheinbare, aber funktional bedeutende Knopf ist in der Uhrenwelt kaum bekannt: Es handelt sich um einen zusätzlichen Drücker zur Datumseinstellung.

Einblick in die Architektur eines Uhrwerks

Die Uhr, die ich in der Hand hielt, war mit dem klassischen Kaliber ETA Valjoux 7753 ausgestattet. Dieses Uhrwerk ist bekannt für seine symmetrische Anordnung der Chronographenzähler bei 3, 6 und 9 Uhr. Doch diese elegante Optik hat ihren Preis: Die Datumseinstellung ist nicht in die Krone integriert.

Daher ist es notwendig, das Datum über einen kleinen Drücker an der Gehäuseseite bei 10 Uhr zu verstellen.

Dieser Drücker ist nicht nur eine technische Notwendigkeit, sondern auch eine bewusste gestalterische Entscheidung.

7753 picto

Zwischen Ästhetik und Funktion

Natürlich wäre es technisch möglich, die Datumskorrektur über die Krone zu regeln, doch das würde das Werk komplexer machen. Außerdem würde es die Krone mit zu vielen Funktionen überladen – optisch wie funktional. Viele Hersteller, insbesondere bei retro-inspirierten Modellen, entscheiden sich daher bewusst für diesen zusätzlichen Knopf.

Benutzererlebnis: Erst ungewohnt, dann faszinierend

Ich gebe zu: Anfangs wusste ich nicht, wozu der Knopf gut war. Aber als ich ihn mit einem kleinen Kunststoffstift drückte – und das Datum mit einem „Klick“ um einen Tag weiter sprang – hatte ich das Gefühl, mit echter Mechanik zu interagieren.

Ein kleiner Moment – aber einer, der die Verbindung zur Uhr vertieft.

Manche Marken statten ihre Uhren mit einem leicht hervorstehenden Drücker aus, um die Bedienung zu erleichtern.

Worauf sollte man achten?

Ist der Drücker ins Gehäuse eingelassen, sollte man keine harten oder spitzen Gegenstände verwenden. Ideal ist das beigelegte Kunststoffwerkzeug oder ein weicher Zahnstocher.

Um Schäden am Uhrwerk zu vermeiden, sollte das Datum nicht zwischen 22:00 und 02:00 Uhr verstellt werden.

Bei welchen Uhren findet man dieses Feature?

Wer einen Chronographen von Marken wie Hanhart, Sinn oder Davosa besitzt – insbesondere mit dem ETA Valjoux 7753 – wird diesen zusätzlichen Drücker möglicherweise entdecken.

Da ETA seit Anfang der 2020er Jahre die Lieferung von Werken an Drittanbieter stark eingeschränkt hat, setzen viele Modelle inzwischen auf das Sellita SW510. Dieses Kaliber ähnelt dem 7753 in der Zifferblattanordnung, das Datum wird jedoch über die Krone verstellt.

Einige Microbrands greifen dieses historische Detail trotzdem auf und integrieren es in moderne Designs – als Hommage an die mechanische Vergangenheit.

Fazit

Der kleine Datumsdrücker ist mehr als nur ein technisches Element. Er erzählt eine Geschichte – über die Architektur eines Werks, über bewusste Designentscheidungen und über den Entdeckungsmoment eines Uhrenliebhabers.

Wenn du also das nächste Mal eine Uhr mit so einem Knopf in der Hand hältst: Drücke nicht sofort. Vielleicht verstellst du damit nicht nur das Datum – sondern auch deine Perspektive auf die Zeit.



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